Ikone Rolex Daytona: Von der Rennstrecke an den Arm

Rolex Daytona Stahl 126500LN Weißes Zifferblatt

Zwischen dem Chronographen Daytona und dem Porsche 911 gibt es viele Parallelen: Beide 1963 vorgestellt, für den Rennsport entwickelt, heute begehrte Ikonen, im Design behutsam weiterentwickelt, technisch und leistungsmäßig top.

Auch bei Image und Begehrlichkeit sind die beiden vergleichbar, allerdings gleicht die Daytona hier eher dem GT3 RS oder limitierten Porsche-Modellen wie dem 911 S/T, denn der Chronograph wird nach mehrmonatiger Wartezeit nur den besten Rolex-Kunden zugeteilt und kostet trotz der deutlich gefallenen Preise gebraucht immer noch das Doppelte vom Neupreis.

Mythos Daytona

Der Mythos Daytona begann schon um 1900, als auf dem breiten und glatten Strand Daytona Beach in Florida die ersten Autoenthusiasten Rennen veranstalteten und Geschwindigkeitsrekorde aufstellten. Ende der 1950er-Jahre wurde der Daytona International Speedway gebaut, eine richtige Rennstrecke. Das erste Langstreckenrennen gewann Roberto Mieres 1959 mit einem Porsche. Neben dem Daytona 500, dem wichtigsten Rennen der NASCAR-Serie, findet auf der Rennstrecke das in Europa bekanntere 24-Stunden-Rennen von Daytona statt. Es ist offiziell nach dem Titelsponsor benannt: Rolex 24 at Daytona. Die mit Abstand meisten Titel holte übrigens Porsche: 19 Mal gewannen die Schwaben den Titel.

Daytona Beach Rennstrecke 1955

Daytona Beach 1955: Die Rennstrecke verlief über den Strand.

Erste Daytona mit Handaufzug

Rolex-Gründer und Marketinggenie Hans Wilsdorf war die Begeisterung für den Motorsport sehr bewusst, und so integrierte er beim 1963 vorgestellten Chronographen eine Tachymeterskala, auf der man beim Stoppen nach einer Meile oder einem Kilometer die Geschwindigkeit ablesen konnte. Und er benannte die Uhr nach der Rennstrecke: Daytona. Von Anfang an gab es den Chronographen mit schwarzem Zifferblatt und weißen Totalisatoren oder umgekehrt.

Erste Rolex Daytona 1963

Erste Rolex Daytona von 1963.

Einen Nachteil hatte das Modell allerdings gegenüber den anderen Uhren von Rolex: Während die Oyster Perpetual Datejust seit 1945 wasserdicht, chronometergenau und automatisch aufziehend war sowie ein täglich weiterschaltendes Datum besaß und so eigentlich schon die perfekte Uhr repräsentierte, konnte der Chronograph nicht alle diese positiven Eigenschaften übernehmen. Uhrwerke mit Stoppfunktion und automatischem Aufzug sollten erst 1969 von Seiko, Zenith und Breitling/Heuer entwickelt werden, und die Quarzkrise ließ in den 1970er-Jahren das Interesse an mechanischen Uhren stark zurückgehen. Schließlich gingen Quarzuhren genauer, liefen mit Batterie monatelang ohne aufgezogen oder bewegt werden zu müssen und waren dabei noch deutlich günstiger.

Daytona 2024 Porsche 963 Sieger

Der Porsche 963 gewann 2024 die Rolex 24 at Daytona.

Erst in den 1980er-Jahren stellten wieder mehr Menschen fest, dass eine Plastikquarzuhr doch etwas anderes ist als eine aufwendig hergestellte und sauber verarbeitete Mechanikuhr aus Stahl oder Gold mit ihrem tickenden Mikrokosmos im Innern.

Paul Newmans Daytona

Zum Kultstatus der Daytona trug auch bei, dass Stilikone Paul Newman die Uhr trug — unter anderem 1969 in dem Rennfahrer-Epos Winning. Das Modell mit den quadratischen Indizes bei den Chronographenzählern wurde von Rolex-Sammlern dann später Paul-Newman-Daytona genannt. Paul Newman fuhr auch selbst Rennen und erreichte im 24-Stunden-Rennen in Le Mans 1979 den zweiten Platz mit einem Porsche 935/77. 1995 gelang ihm bei den 24 Stunden von Daytona ein Klassensieg mit einem Ford Mustang. Sein Preis: eine Rolex Daytona mit Daytona-Gewinner-Gravur auf dem Boden. Jeder Sieger bekommt solch eine Uhr vom Sponsor Rolex.

Rolex Daytona 1965 Paul Newman

Rolex Daytona 1965, genannt „Paul Newman“.

Eine Daytona aus dem Besitz von Paul Newman wurde 2017 in New York versteigert. Der Hammer fiel bei 17,7 Millionen US-Dollar. Damit ist sie eine der teuersten Uhren der Welt.

Rolex Daytona Siegeruhr 24 Stunden Daytona

Die Gewinner der 24 Stunden von Daytona bekamen 2024 diese Rolex — es waren die Fahrer des Porsche 963 #7 von Porsche Penske.

Erste Daytona mit Automatikwerk

Rolex blieb dem Handaufzugswerk Valjoux 72 noch einige Jahre treu. Erst 1988 kam ein automatisches Werk in die Uhr: Rolex baute das Zenith-Werk El Primero aufwendig um, reduzierte die Frequenz der Unruh und ließ von der unabhängigen Prüfstelle COSC die Ganggenauigkeit mit einem Chronometerzertifikat bestätigen. Auch das Erscheinungsbild änderte sich etwas: Die Totalisatoren für Stoppminuten, -stunden und die kleine Sekunde waren nun nicht mehr in Kontrastfarbe gehalten, sondern besaßen lediglich einen silbernen Skalenring.

Rolex Daytona von 1988 mit Automatikwerk von Zenith.

In den nächsten Jahren entwickelte sich die Daytona zum begehrtesten Modell von Rolex, was angesichts der vielen Top-Uhren wie Submariner und GMT-Master schon etwas heißen will.

Daytona 1968 Sieger Porsche 907 LH

1968 siegte Porsche das erste Mal bei den 24 Stunden von Daytona: Hans Herrmann, Rolf Stommelen, Vic Elford, Jochen Neerpasch und Jo Siffert fuhren abwechselnd den 907 LH.

Daytona mit Rolex-Werk

Im Jahr 2000 hatte Rolex endlich ein eigenes Chronographenwerk entwickelt. Das Kaliber 4130 fällt flacher aus, zieht effizienter auf und erreicht eine höhere Gangreserve von 72 Stunden.

Rolex Daytona 2000 Rolex-Werk

Rolex Daytona von 2000 mit Rolex-Automatikwerk.

Äußerlich bleibt sie dem Vorgänger treu. Erst 2016 löst eine schwarze, kratzfeste Keramiklünette die polierte Stahllünette ab, auf der sich schnell Kratzer zeigten. Passend dazu waren die Skalenringe der Hilfszifferblätter beim weißen Zifferblatt nun schwarz.

Rolex Daytona von 2016 mit Keramiklünette.

Überarbeitung zum 60. Jubiläum

Zum 60. Jubiläum 2023 überarbeitete Rolex das Werk und straffte das Design: Das Kaliber 4131 setzt nun die aus anderen Rolex-Werken bekannten Innovationen wie die leichte Chronergy-Hemmung und das robuste Paraflex-Antischocksystem ein. Eleganter gibt sich das Design mit schmaleren Totalisatorenringen, feineren Schiffchenindizes und einer Stahleinfassung für die Keramiklünette.

Rolex Daytona 2023 neues Werk

Rolex überarbeitete die Daytona 2023 mit neuem Werk und etwas eleganterem Design.

In Stahl kostet die Daytona zurzeit 15.900 Euro, ist aber wie erwähnt nur für gute Rolex-Kunden und mit Wartezeit erhältlich. Wer sie sofort haben möchte, zahlt auf den einschlägigen Portalen knapp 30.000 Euro für ein Modell im Neuzustand.

Porsche dominiert die 24 Stunden von Daytona

1975 waren von den ersten 12 Fahrzeugen im Ziel elf von Porsche. Mit 19 Gesamtsiegen ist Porsche auch mit Abstand der erfolgreichste Hersteller in der Geschichte des Rennens.


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