Test Porsche 991.2 GT3 – Leistung, Technik und Fahrerlebnis im Detail
Alles über den 2017 bis 2018 gebauten Fahrspaß-Porsche 991.2 GT3: Technische Daten, Performance, Unterschiede zum Vorgänger und der Fahreindruck auf der Rennstrecke.
Fotos: Marcus Krüger
Der 911 GT3 ist unter allen faszinierenden Porsche-Modellen das begehrteste, und das mit gutem Grund: Porsche schuf mit dem GT3 einen Rennwagen mit Straßenzulassung — und das bietet kein anderer Hersteller. Dabei bietet der Wagen aber auch noch einen Restkomfort, und viele GT3-Besitzer fahren auf eigener Achse zum Trackday oder nutzen den Wagen, um kurvige Landstraßen oder Alpenpässe zu genießen. Das kann man mit jeder Generation, mit dem 991.2 GT3 mit seinem überarbeiteten Saugmotor, verbessertem Fahrwerk und beeindruckender Performance, aber noch besser als mit dem Vorgänger. Wir haben den Wagen auf der Rennstrecke getestet und sagen, was man über den 991.2 GT3 wissen muss.
Fahrerlebnis und Alltagstauglichkeit
In Leipzig sind wir auf der Porsche-eigenen Rundstrecke und der der 911 GT3 bellt seine 500 PS beim Anlassen in den Morgen. Wir katapultieren den Hochdrehzahl-911 über die Rennstrecke. Dabei gibt es einiges zu tun, denn unserGT3 ist ein Handschalter, den man sonst jenseits der 450 PS bei Porsche nicht bekommt. Denn auch wenn die Schaltwege kurz und die Bedienkräfte gering sind: Rechtzeitig vor der Kurve müssen wir runterschalten, damit uns nicht das Schleppgas beim Einkuppeln aus der Kurve schmeißt. Zwar bieten die 305er-Walzen hinten jede Menge Traktion, und die Kurvengeschwindigkeiten sind enorm, aber auf der Rennstrecke, wo wir den GT3 im Grenzbereich bewegen, fordert die Physik irgendwann ihren Tribut.
Nach einigen Runden lässt der Angstschweiß etwas nach. Denn der auf die Rennstrecke abgestimmte Über-911 fährt sich sehr gutmütig. Die optionalen Vollschalensitze helfen beim Erspüren des Grenzbereichs: Beim Herausbeschleunigen aus den Kurven merkt man schnell, wenn das Heck leicht wird und die Antriebsräder zu viel Schlupf haben, und kann den Wagen leicht wieder einfangen.
Ein Highlight ist auch die spontane Gasannahme des Vierliter-Saugmotors. Der 6-Zylinder-Boxer entwickelt die 500 PS bei 8250 Umdrehungen pro Minute, bis rennmäßige 9000 Umdrehungen lässt er sich treiben und schreit dabei seine Lust am Hochdrehen heraus. Bis 320 km/h Spitze geht es so vorwärts, wenn wie auf einer freien Autobahn keine engen Kurven zum Bremsen nötigen.
Der GT3 marschiert als Handschalter in 3,9 Sekunden auf 100 km/h. Mit dem aufpreisfreien automatischen Doppelkupplungsgetriebe geht es nochmal deutlich schneller: 3,4 Sekunden. Aber das fordernde Schaltgetriebe ist einfach die unmittelbarste Art, einen Sportwagen zu kommandieren.
Als wir nach etlichen Runden den 911GT3 abstellen und uns aus dem Schalensitz herauspellen, knistert und flimmert der aufgeheizte Wagen im Schatten vor sich hin. Mehr Fahrspaß geht in einem Straßenwagen auf der Rennstrecke nicht.
Aber auch im Alltag kann der 991.2 GT3 überzeugen: Es gibt einen ordentlichen Restkomfort, einen Kofferraum, der genau so groß ist wie in jedem 911, und ein optionales Vorderachsliftsystem, mit dem man auch in steile Tiefgaragen kommt. Nur die hintere Sitzanlage entfällt beim GT3; Kinder wie bei den anderen 911ern kann man also hinten nicht mitnehmen.
Der 911 GT3 kann mit viel Gewalt auch zum Driften gebracht werden, normalerweise klebt er auf der Ideallinie.
Unterschiede zum Vorgänger 991.1 GT3
Optisch unterscheidet sich der 991.2 GT3 vom Vorgänger vor allem durch die geänderte Frontschürze, die schmalen Tagfahrlichter, die dreidimensionalen Rücklichter und die schwarzen Seitenteile am Heckflügel. Der Motor wurde überarbeitet, der Hubraum von 3,8 auf 4 Liter erhöht, und die Leistung stieg um 25 PS auf 500 PS. Beim 991.1 gab es nur das automatische PDK, während der 991.2 auch die Option auf ein manuelles 6-Gang-Schaltgetriebe bietet. Aerodynamik und Fahrwerk – nun mit Hinterachslenkung – wurden weiter optimiert. Die Fahrleistungen verbesserten sich mit PDK leicht: Von 0-100 km/h ist der 991.2 mit 3,4 Sekunden 0,1 Sekunden schneller, die Höchstgeschwindigkeit konnte um 3 km/h auf 318 km/h gesteigert werden.
Der 991.2 GT3 mit dem festen Heckflügel und in der Farbe Kreide ist eine zeitlose Schönheit.
Technische Daten und Highlights
Motor und Leistung
Sechszylinder-Boxer, Saugmotor
3,996 Liter Hubraum
500 PS Leistung
460 Nm Drehmoment
9.000 U/min. maximale Drehzal
Performance-Daten
320 km/h Höchstgeschwindigkeit mit 6-Gang-Schaltgetriebe, 318 km/h mit PDK
3,9 s 0-100 km/h mit 6-Gang-Schaltgetriebe, 3,4 s mit PDK
1.413 Kg Gewicht nach DIN mit 6-Gang-Schaltgetriebe, 1.430 Kg mit PDK
12,9 Liter Verbrauch mit 6-Gang-Schaltgetriebe, 12,7 Liter mit PDK
Getriebeoptionen
7-Gang-PDK Direktschaltgetriebe
6-Gang-Schaltgetriebe
Im Rennanzug mit dem GT3 auf der Rundstrecke — da kommt richtige Rennatmosphäre auf.
Markt und Preise
Bei Markteinführung 2017 kostete der 991.2 GT3 152.416 Euro Grundpreis. Es war schon damals nicht einfach ein Fahrzeug zu bekommen. Wie alle begehrten GT-Modelle ist die Wertentwicklung sehr stabil. Heute kostet er gebraucht noch mindestens 145.000 Euro. Auch in Zukunft ist nur von einem sehr geringen Wertverlust auszugehen. Allerdings sollte man die laufenden Kosten im Auge behalten, denn Versicherung, Reifenersatz und Reparaturkosten liegen deutlich über einem 911 Carrera.
Porsche baute den limitierten 911 R 2016 als pure Fahrspaßmaschine. Die Kombination aus GT3-RS-Motor, ultimativem Leichtbau, Schaltgetriebe und der flügellosen Silhouette war so erfolgreich, dass Porsche das Konzept in der 991.2-Generation als GT3 Touring fortführte.