Porsche 911 Targa: Der Bügelfalter

Porsche 911 992.2 Targa GTS

Den 911 gibt es seit 1966 als Targa. Das ursprünglich als Sicherheitscabrio entwickelte Fahrzeug mit Überrollbügel und herausnehmbarem Dach faltet heute seine Haube elektrisch weg und der Porsche Targa ist zu einer Ikone geworden.

In den 1960er-Jahren überschatten in den USA einige tödliche Unfälle mit Cabrios das Frischluftvergnügen bei diesen vor allem in Amerika beliebten Fahrzeugen. Cabrios drohten schwer verkäuflich zu werden. Also dachte sich Porsche ein neues Dachkonzept aus und damit auch eine neue Fahrzeugkategorie: das Sicherheitscabrio mit Überrollbügel, der die Insassen bei einem Überschlag vor schwereren Verletzungen schützt — der Porsche Targa war geboren.

Die Inspiration dazu kam aus dem Rennsport, dort gab es schon seit einiger Zeit Bügel, die den Kopf des Fahrers schützten. Das Dach ließ sich abnehmen, zusammenfalten und im Wagen verstauen, so hatte man ein offenes Fahrgefühl. Anfangs konnte auch der hintere Teil mit einem Folienfenster herausgenommen werden, was für noch mehr Frischluft sorgte.

Beim ersten Porsche Targa, dem 911 Urmodell, konnte man ab 1966 zusätzlich zum oberen Dach auch das hintere entfernen.

Dabei bestach der breite, farblich in Silber abgesetzte Bügel mit dem Targa-Schriftzug von Anfang an auch optisch: Er gab dem 911 einen sportlicheren Look.

Woher kommt der Name Targa?

Nun musste nur noch ein griffiger Name her. Und der sollte von einem Rennen stammen, um das neue Sicherheitsfeature positiv zu bewerben. Schnell kam man auf die sizilianische Targa Florio, bei der Porsche besonders erfolgreich war. Der Name erschien allerdings zu lang, und so einigte man sich auf Targa. Dass das italienische Wort „Schild“ bedeutet und daher besonders gut passte, bemerkten die Porsche-Leute – so ist es überliefert – erst später.

Targa ohne Bügel?

Das Urmodell des 911, das seit 1966 als Targa gebaut wurde, bekam ab 1969 eine feste Glasheckscheibe. Ab 1973 gab es das G-Modell – von Anfang an auch als Targa. Allerdings mit herausnehmbarem, starrem Aluminiumdach. Nach Kritik der Kunden lieferte Porsche ab 1974 wieder das faltbare Stoffverdeck serienmäßig. Im nächsten Jahr bekam zuerst der Carrera einen schwarzen Bügel, ab 1979 dann alle Targa. Das sah sportlicher aus und stand vor allem hellen Farben durch den höheren Kontrast besser.

Das Porsche 911 Targa G-Modell brachte 1973 die drei sportlichen Schlitze an den Bügel.

Optisch wertete das G-Modell den Bügel auch durch drei Schlitze auf, die etwas an Haifischkiemen erinnerten. Von 1987 bis 1989 war sogar der stärkste 911, der Turbo, als Targa erhältlich.

Mit der Baureihe 964 gab es den 911 ab 1989 auch als Targa 4 mit Allradantrieb.

Porsche 911 Targa 964 1992

Der Porsche 964 war 1989 der erste Targa, den es mit Allrad gab.

1995 gab es große Änderungen: Beim 993 verlor der 911 Targa den Bügel und erhielt stattdessen ein elektrisch öffnendes Panoramaglasdach. Die Lösung des Dachsystems bot mehr Komfort, dafür allerdings weniger Cabrio-Charakter, da Seitenteile des Dachs immer stehen blieben. In der Seitenansicht erkennt man den porsche Targa an den spitz zulaufenden hinteren Seitenfenstern.

1995 mit dem Typ 993 verlor der Porsche Targa seinen Bügel, ein elektrisches Panoramadach sorgte für Komfort.

Auch der Typ 996 blieb 2001 bügellos, es ließ sich bei geschlossenem Dach nun aber die Heckscheibe zum Beladen öffnen.

Beim Porsche 996 Targa ließ sich ab 2001 die Heckscheibe öffnen.

Und mit dem 997, den es ab 2004 als Targa gab, blieb Porsche dem bügellosen Glasdach treu. Bei dieser Generation gab es den Targa nur noch mit Allradantrieb. Eine Skurrilität, die sich bis heute fortsetzt.

Den Porsche 997 Targa erkannte man ab 2004 an spitz auslaufenden hinteren Seitenfenstern mit breiter werdender Chromzierleiste.

Rückkehr des Bügels

Bei der Generation 991 gelang es Porsche endlich, Komfort, Ästhetik und Cabrio-Feeling zu vereinen: Das raffinierte Dachsystem erinnert optisch an die ersten Modelle mit feststehendem Bügel und Stoffverdeck und lässt sich per Knopfdruck elektrisch öffnen, wobei die Heckscheibe nach hinten fährt, das Dach sich über den Motor faltet und die Heckscheibe sich wieder schließt. Auch bei den Motoren gab es Änderungen: Neben Targa 4 und Targa 4S gab es eine dritte, stärkere Variante, den Targa 4 GTS.

Der Porsche 991 Targa brachte endlich 2014 endlich den kultigen Bügel zurück.

Auch beim 992 und dem Facelift 992.2 blieb es beim neuen Dachsystem. Erstmals ist ein 911 Targa mit mehr als 500 PS im Angebot: Der 992.2 Targa 4 GTS leistet 541 PS, beschleunigt in 3,1 Sekunden auf 100 und erreicht 312 km/h. Damit ist er der schnellste Targa aller Zeiten.

Den Porsche 992.2 Targa 4 GTS haben wir hier getestet.

Das komplexe elektrische Dachsystem des Porsche 991 Targa.

Fahreindruck: Vor- und Nachteile des Porsche Targa

Wir sind einen 992 Targa 4 GTS von Stuttgart nach Zell am See in Österreich gefahren und weiter über die Großglockner-Hochalpenstraße. Wir haben das sehr genossen: Geschlossen schien uns der Targa auf der Autobahn leiser, offen hat man genauso viel Frischluftvergnügen wie im Cabrio. Anders als das Verdeck des Cabrios öffnet und schließt das Targa-Verdeck allerdings nur im Stillstand. Beim Cabrio funktioniert das bis zu 50 km/h. Auch dauert das Öffnen etwas länger: 19 Sekunden benötigt der Targa, das Cabrio schafft das in 12 Sekunden. Beim Gewicht sieht es ähnlich aus: Das Cabrio wiegt 80 kg mehr als das Coupé, der Targa legt noch mal 20 kg drauf.

Wir waren mit dem Porsche 992 Targa 4 GTS „Edition 50 Jahre Porsche Design“ in Zell am See beim Studio F.A. Porsche und in den Bergen unterwegs. (Foto: Marcus Krüger)

Hinten zu sitzen macht im Cabrio ebenfalls deutlich mehr Spaß. Vor allem offen hält man es im Cabrio auf den Notsitzen sogar aus, wenn man größer als 1,50 Meter ist – die offizielle Begrenzung für hintere Mitfahrer im 911. Beim Targa schränkt der Bügel nicht nur den Raum nach oben ein, sondern auch den Blick zur Seite. Selbst Kinder fühlen sich hier nicht wohl.

Bei den Modellen bietet das Cabrio zudem deutlich mehr Vielfalt: Nicht nur ist es prinzipiell auch als leistungsstarker Turbo und Turbo S zu haben, im Gegensatz zum Targa gibt es auch alle Motorisierungen (außer die Turbo-Modelle) mit Heckantrieb, während der Targa immer alle Räder antreibt.

Verfügbarkeit und Preise: Was kostet der Traum vom 911 Targa?

Wer einen Porsche 911 Targa kaufen möchte, hat gerade keine große Auswahl: Derzeit ist nur der 911 Targa 4 GTS der Generation 992.2 bestellbar. Der Preis startet bei 192.900 Euro.

Der Porsche 992.2 Targa 4 GTS ist der schnellste Targa aller Zeiten und der einzige aktuell bestellbare.

Gebraucht werden die Targa-Modelle der Generationen 992 und 991 deutlich über den Cabrios gehandelt, oder positiv gesagt, sie sind wertstabiler. Bei den älteren Modellen gibt es keine Unterschiede, und bei Ur- sowie G-Modell kostet der schöne Targa nicht mal mehr als das Coupé. Bei rund 40.000 Euro geht es gebraucht für Targa-Versionen von Urmodell, G-Modell, 996 und 997 los. Für einen 991 Targa muss man schon 90.000 Euro einplanen. Und 992 Targa starten gebraucht erst bei 130.000 Euro.

Der aktuelle Targa-Schriftzug beim Porsche 992.2 Targa 4 GTS.

Fazit: Schön, praktisch und begehrt

Porsche hat es geschafft, aus der Not eine Tugend zu machen: Das Sicherheitscabrio Targa ist mit seinem breiten silberfarbenen Bügel zur Ikone geworden. Neuere Modelle verbinden Komfort und Kult und lassen sich elektrisch öffnen. Der gute Werterhalt zeugt von der höheren Beliebtheit des Targa gegenüber dem Cabrio, was sicher auch an der Schönheit des Modells liegt.

Was haltet ihr vom Porsche Targa? Schreibt es gerne in die Kommentare.


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