Test Porsche 911 Carrera T: Handgemachter Fahrspaß
Fahrbericht vom neuen 992.2 Carrera T – mit Handschaltung, Leichtbau und Dynamik-Features. Wie schlägt sich der Baby-GT3 auf dem 2.000-Kilometer-Roadtrip inklusive Driften am Strand?
Bilder: Marcus Krüger
Der Sand spritzt im hohen Bogen hinter dem Wagen, das Meer fliegt durch die Seitenscheibe näher. Alles ist in Bewegung, nur das Grinsen ist unverrückbar ins Gesicht betoniert.
Wir sind am Strand von Rømø, der dänischen Nordseeinsel unweit von Sylt – mit dem Carrera T, dem coolsten 911 diesseits des GT3. Der weiße Wagen mit den Akzenten in Enzianblau ist der beste Beweis, dass man keine 510 PS benötigt, um Spaß zu haben. Die Basismotorisierung des 911 mit 394 Pferden reicht völlig – vor allem, wenn sie wie im Carrera T von Hand sortiert wird.
Test Porsche 911 Carrera T: Manchmal ist der einfache Weg nicht der bessere.
Manchmal ist der einfache Weg eben nicht der bessere. Wir können bequem mit der Gondelbahn auf einen Gipfel fahren, aber uns entgehen die Murmeltiere am anstrengenden Wanderweg und das Erfolgsgefühl, den Berg zu Fuß bezwungen zu haben. So verhält es sich auch mit dem 911 Carrera T: Die obligatorische Handschaltung erfordert mehr Arbeit als ein automatisches PDK. Das Doppelkupplungsgetriebe würde schneller schalten und wäre komfortabler, aber mit Kupplung und Schaltknauf erfahren wir auf Passstraßen ein intensiveres Erlebnis. Wir sind stärker eingebunden ins Fahren, mehr gefordert, mehr Pilot, müssen mehr leisten – werden dafür aber auch mit mehr Fahrspaß belohnt. Wie früher, als kein sportlicher Fahrer auf die Idee gekommen wäre, eine Automatik für sich arbeiten zu lassen.
Porsche 911 Carrera T im Test: Leichbau und Handschaltung.
Warum wir auf Rømø sind? Weil wir gerne Abenteuer erleben. Weil wir die Anstrengung nicht scheuen. Und weil wir nach über 2.000 Kilometern mit dem 911 Carrera T – auf kurvigen Landstraßen, im engen Großstadtverkehr, auf unlimitierten Autobahnen, im nächtlichen Stau und am Strand – eine Idee davon haben, was diesen Wagen ausmacht.
Die Freiheit der Landstraße!
Porsche Werk 4, Bau 91: Als wir den Carrera T in Zuffenhausen abholen, leuchtet er in der Sonne in Weiß und Enzianblau. Nach kurzer Fahrt ist klar: Das sportliche Erscheinungsbild verspricht nicht zu viel. Dank Schaltgetriebe, Leichtbauglas und weniger Dämmmaterial wiegt der T 30 Kilogramm weniger als der Carrera. Er ist der leichteste 911 nach dem GT3. Vor allem im Vergleich zu unserem letzten Testwagen, dem 911 Targa 4 GTS, fällt das auf – der wog mit T-Hybrid, Allrad, Targa-Verdeck und PDK ganze 265 Kilogramm mehr.
Der 911-Carrera-T-Testwagen fällt mit Exterieur-Paket Carrera T in Enzianblau besonders auf.
Auf den kurvenreichen Straßen der Schwäbischen Alb macht das 1.490-Kilo-Leichtgewicht richtig Spaß: Im Sport-Modus gibt der T beim Schalten automatisch Zwischengas, die Gänge haben den passenden Anschluss, der schöne Schaltknauf aus Schichtholz rührt knackig durch die Schaltkulisse. Die Lenkung ist ein Traum: nachwandlerisch fährt der Wagen genau dahin, wo man hinschaut. Die hier serienmäßige Hinterachslenkung hilft in engen Kehren. Und die Federung arbeitet zumindest im Normalmodus trotz zehn Millimeter tieferem Sportfahrwerk verbindlich, teilt grobe Löcher gefiltert mit, wankt kaum und lässt extrem hohe Kurvengeschwindigkeiten zu. Traktion ist bei trockener Straße auch beim Rausbeschleunigen aus Kurven immer ausreichend vorhanden.
Der Spoiler des Porsche 911 Carrera T fährt bei 90 km/h aus, oder über das Infotainmentsystem.
Dazu passt, dass man dank Leichtbauglas, weniger Dämmmaterial und der beim T serienmäßigen Sportabgasanlage auch mehr Sound im Innenraum hat. Allerdings darf man wegen der strengen EU-Auflagen hier keine Wunder erwarten.
Fahr’n, fahr’n, auf der Autobahn
Nun rauf auf die Autobahn – schließlich müssen wir heute noch nach Hamburg. Auch hier macht der Carrera T seine Sache gut: runterschalten, beschleunigen, wenn die Spur frei wird, und Kasseler Berge in flottem Tempo bringen Laune. Das etwas höhere Geräuschniveau hilft jenseits von 160 km/h allerdings nicht mehr, da es nur noch Abrollgeräusche zu hören gibt. Klasse ist das schnelle und scharfe Infotainmentsystem mit guter Sprachsteuerung, Apple CarPlay, Digitalradio und kabellosem Laden des Handys. Auch hier reicht die Leistung; erst oberhalb von 240 km/h geht es nicht mehr ganz so stürmisch voran. Tacho haben wir 296 km/h erreicht, bevor wir verkehrsbedingt bremsen mussten – die angegebenen echten 295 km/h Spitze sollten auf jeden Fall realistisch sein.
Der Porsche 911 Carrera T liegt dank Sportfahrwerk zehn Millimeter tiefer.
Jetzt aber: Stau. „Sie befinden sich noch immer auf der schnellsten Route.“ Mit vier km/h geht es die Steigung hoch, Stop-and-go. Ich bin ehrlich – jetzt hätte ich mir schon ein PDK gewünscht. Kupplung, erster Gang, Anfahren am Berg, 30 Minuten lang – muss man mögen. Immerhin kann man bei den Geschwindigkeiten jetzt das optionale Bose-Soundsystem genießen: satte Bässe, prononcierte Mitten, klare Höhen.
Porsche 911 Carrera T Innenraum: Moderne Instrumente. Der Schichtholz-Schaltknauf erinnert an 917 und Carrera GT.
Endlich geht es weiter. Dank des aufpreispflichtigen 84-Liter-Tanks kommen wir sogar mit einer Füllung die 660 Kilometer nach Hamburg. Der Carrera T ist überraschend genügsam – ohne große Zurückhaltung kann man ihn mit 10,5 Litern fahren. Der Testverbrauch über 2.000 Kilometer mit vielen schnellen Autobahnpassagen lag bei 12,2 Litern.
Großstadt und Rotlichtmilieu
Nach einer Nacht im Süden von Hamburg geht es weiter: erst im Norden der Stadt den Lieblingsfotografen Marcus Krüger einsammeln und dann nach Dänemark. Der Elbtunnel ist dicht, Google Maps lotst uns über die Elbbrücken und durch den Stadtverkehr. Rote Welle, wir können wieder Anfahren üben. Der Carrera T ist ein Junge vom Land, ein Dorfkind, er braucht Freiheit, die Weite, den Flow. Die Ampeln bremsen ihn aus. Zum Glück haben wir bald Fotograf und Equipment eingeladen: In dem mit Teppich ausgekleideten Raum hinter den Frontsitzen kann man einiges unterbringen. Rücksitze gäbe es aufpreisfrei, Knieraum hinten aber für kein Geld der Welt. Und endlich sind wir raus aus dem Großstadtdschungel: Autobahn bis Flensburg, über die dänische Grenze, auf die Küstenstraße, vorbei an Reetdachhäusern und über den Rømø-Damm erreichen wir unsere Nordseeinsel.
Der Porsche 911 Carrera T kühlt ab, wir trinken Kaffee.
Wir sind am Ziel! Obwohl: Eigentlich ist ja der Weg das Ziel, wenn man im Porsche unterwegs ist – aber irgendwo will man ja ankommen, und für den 911 Carrera T wartet hier noch eine fahrerische Überraschung.
Buddeln im Sandstrand
Am Ende des Örtchens Lakolk fühlt man sich ein bisschen wie in Namibia: Die asphaltierte Straße geht in eine Sandpiste über. Bald öffnet sich der Blick, der Sand reicht bis ans Meer. Wir rollen dem Wasser entgegen. Und ja, hier darf man offiziell mit dem Auto fahren. Der Untergrund ist fest und eben, der Reibwert wie auf festgefahrenem Schnee – endlich darf auch das Traktionsmonster 911 driften! Den Schalter für die Traktionskontrolle lange drücken, mit dem Lenkradwahlrad den Sportmodus auswählen und den Sand spritzen lassen. Mehr Spaß kann auch ein Dreijähriger nicht beim Buddeln am Strand haben: Wir versuchen, den Drift lange zu halten, drehen Donuts, beschleunigen aus dem Stand und versuchen, das ausbrechende Heck im Zaum zu halten. Die Flut kommt immer näher und im Übermut lassen wir nun auch das Wasser spritzen – natürlich nur, weil das auf den Fotos so gut aussieht.
Der Porsche 911 Carrera T hat Spaß am Strand.
Abends im Hotel gönnen wir uns Steak vom finnischen Weiderind, und das ist auch der Anlass, über Geld zu reden: Nach der letzten Preiserhöhung kostet der 911 Carrera T 146.800 Euro. Das klingt viel, allerdings liegt der günstigste 911, der Carrera, auch schon bei 136.300 Euro. Und der T hat neben der Handschaltung die großen Felgen des Carrera S, GT-Sportlenkrad, Aluminiumpedale, Sport-Chrono-Paket und Sportabgasanlage immer an Bord. Dazu kommen Extras, die es sonst erst ab dem Carrera S gibt: Leichtbauverglasung, Hinterachslenkung, Sportfahrwerk. Macht zusammen 148.068 Euro. Man spart mit dem T also sogar Geld. Der einzige andere 911-Handschalter ist der GT3, der 209.000 Euro kostet. Also spart man mit dem Carrera T 62.200 Euro! Wenn das kein gutes Argument für den Familienfinanzvorstand oder den Steuerberater ist, dann weiß ich es auch nicht.
Porsche 911 Carrera T: So sportlich, wie er aussieht, fährt er sich auch.
Zumal da die ganzen exklusiven optischen Schmankerln noch gar nicht dabei sind: gestickter 911-Schriftzug auf den Kopfstützen, Räder, seitliche Schriftzüge sowie Außenspiegel in Vanadiumgrau. Ich würde allerdings das Exterieur-Paket in Enzianblau für 1.772 Euro nehmen, das der Testwagen hatte und mit dem der Carrera T noch sportlicher aussieht. Alles darüber hinaus ist (unnötiger) Luxus.
Porsche 911 Carrera T: Ein Dreijähriger hätte nicht mehr Spaß am Strand.
Der beste Weg ist der Umweg
Als Porsche-Fahrer wissen wir: Der schnellste und komfortabelste Weg zum Ziel ist nicht immer der beste. Manchmal ist der Weg das Ziel – dann ist der Umweg über die schmale Passstraße besser für uns. Diese Einstellung feiert der 911 Carrera T, und dafür feiern wir ihn.
Test Porsche 911 Carrera T: Grinsen ins Gesicht betoniert.
Porsche 911 Carrera T: Technische Daten
Porsche 911 Carrera T (992.2)
Leistung: 394 PS
Beschleunigung 0 - 100 km/h: 4,5 s
Höchstgeschwindigkeit: 295 km/h
Maximales Drehmoment: 450 Nm
Maximaldrehzahl: 7.500 1/min
Zylinderzahl: 6
Hubraum: 2.981 cm³
Kraftstoffverbrauch kombiniert: 10,5 l/100 km
Leergewicht nach DIN: 1.490 kg
Länge/Breite (mit Aussenspiegeln)/Höhe: 4.542 x 2.033 x 1.293 mm
Gepäckraumvolumen vorne: 135 l
Offenes Gepäckraumvolumen (hinter Vordersitzen): 373 l
Grundpreis: 146.800 €
Serienausstattung 911 Carrera T (gegenüber dem Carrera)
20-/21-Zoll Carrera S Räder
Sportsitze Plus (4 Wege, elektrisch)
6-Gang-Sportschaltgetriebe
GT-Sportlenkrad in Leder inklusive Lenkradheizung
Sport Chrono Paket
Sportabgasanlage
Leichtbauverglasung
Hinterachslenkung
PASM Sportfahrwerk (-10 mm)
Porsche Torque Vectoring Plus (PTV Plus)
Sinnvolle Extras des Testwagens
Exterieur-Paket Carrera T in Enzianblau: 1.771,91 €
Interieur-Paket Carrera T in Enzianblau mit erweiterten Lederumfängen: 6.473,60 €
HD-Matrix LED-Hauptscheinwerfer: 2.356,20 €
Servolenkung Plus: 297,50 €
84 Liter Kraftstofftank: 190,40 €
Spurwechselassistent: 856,80 €
BOSE Surround Sound-System: 1.469,65 €
Preis mit sinnvollen Extras: 160.216 €
Testwagenpreis: 167.149 €
Wie findet ihr den 911 Carrera T ? Schreibt gerne eure Meinung in die Kommentare.
Porsche steht seit Jahrzehnten für herausragenden Fahrspaß, und was gibt es Schöneres, als diesen im nahen Frühling unter freiem Himmel zu genießen? Die Cabrio-Modelle aus Zuffenhausen verbinden Performance mit Fahrgenuss und zeitlosem Design. Hier sind die sieben besten Porsche-Cabrios, die jedes Enthusiasten-Herz höherschlagen lassen.