Porsche 911 GT3 RS (992): Der Extrem-Elfer und seine Geschichte
Er ist laut, leicht und kompromisslos: Der Porsche 911 GT3 RS war schon immer einer der radikalsten Elfer mit Straßenzulassung. Mit der aktuellen Generation 992 setzt Porsche erneut Maßstäbe in Sachen Aerodynamik und Fahrdynamik – inklusive Techniktransfer aus dem Motorsport. Warum der neue GT3 RS mehr ist als nur die nächste Evolutionsstufe und was sich in 20 Jahren GT3 RS getan hat.
Der Porsche 911 GT3 RS ist die Speerspitze dessen, was in Zuffenhausen als „Tracktool mit Straßenzulassung“ verstanden wird. Keine andere 911-Variante bringt den Rennsport so konsequent auf die Straße. Der GT2 RS hat zwar mehr Leistung und ebenfalls viel Renntechnik, aber im Gegensatz zum GT3 RS setzt Porsche ihn nicht für Rennen ein. Mit der Generation 992 des GT3 RS haben die Ingenieure bei Porsche die Messlatte erneut verschoben – mit radikaler Aerodynamik, aktiven Fahrwerkskomponenten und einem Design, das den Motorsport nicht nur zitiert, sondern lebt. Doch um zu verstehen, was den neuen GT3 RS so besonders macht, lohnt ein Blick zurück – auf über 50 Jahre „RS“-Geschichte.
Der neue Porsche 911 GT3 RS (992): Tracktool mit Straßenzulassung
Optisch macht der GT3 RS (992) sofort klar, wohin die Reise geht: Ein gewaltiger Heckflügel mit Schwanenhals-Aufhängung, ein Lufteinlass in der Fronthaube im Stil des 911 RSR und breitere Radhäuser lassen keinen Zweifel an der Bestimmung. Die Luftführung ist auf maximalen Abtrieb optimiert – und das erstmals mit einem aktiven DRS-System, wie man es sonst nur aus der Formel 1 kennt.
Unter der Haube arbeitet weiterhin der hochdrehende 4,0-Liter-Saugmotor mit 525 PS – das ist nur ein moderates Leistungsplus gegenüber dem Vorgänger. Doch beim 992 RS geht es nicht um mehr Power, sondern um Effizienz, Präzision und Abtrieb. Auf der Nürburgring-Nordschleife ist das Ergebnis beeindruckend: 6:49 Minuten – schneller als viele Supersportwagen mit deutlich mehr Leistung.
Porsche 911 GT3 RS 992: Hochdrehender 4,0-Liter-Saugmotor mit 525 PS.
Motorsport-Technologie
Im Zentrum der technischen Evolution steht das neu entwickelte Kühlkonzept mit zentralem Frontkühler. Statt drei einzelner Kühler nutzt der GT3 RS eine große, schräg verbaute Einheit im Vorderwagen – ein Prinzip, das sich bereits im 911 RSR und GT3 R bewährt hat. Der Vorteil: Die seitlich frei gewordenen Bereiche lassen sich für aktive Aerodynamik-Elemente nutzen. Der Kofferraum vorne muss dafür weichen.
Das Ergebnis ist ein Abtriebsniveau, das neue Maßstäbe setzt: 409 Kilogramm bei 200 km/h – doppelt so viel wie beim Vorgängermodell und dreimal mehr als beim 911 GT3. Bei 285 km/h beträgt der Gesamtabtrieb beeindruckende 860 Kilogramm.
Der Porsche 911 GT3 RS 992 ist kompromisslos auf den Rundkurs abgestimmt.
DRS, Airbrake und Aerodynamik im Detail
Zum ersten Mal in einem Serien-Porsche kommt ein Drag Reduction System (DRS) zum Einsatz. Auf Knopfdruck wird der Flügel flach gestellt, um auf Geraden den Luftwiderstand zu verringern und die Endgeschwindigkeit zu steigern. Im Fall einer Vollbremsung aktiviert sich der Flügel automatisch und sorgt als „Airbrake“ für zusätzliche Verzögerung.
Die auffälligsten aerodynamischen Maßnahmen sind jedoch sofort sichtbar: Der dominante Heckflügel mit Schwanenhalsaufhängung ragt erstmals über die Dachlinie hinaus. Anstelle eines klassischen Spoilers kommt vorne ein Splitter zum Einsatz, ergänzt durch gezielte Luftführungen, Öffnungen (Louvers) und Finnen, die die Strömung optimieren. Einzüge hinter den Vorderrädern im Stil des ikonischen Le Mans-Gesamtsiegers 911 GT1 reduzieren den Staudruck im Radkasten. Jeder Millimeter der Karosserie folgt einem klaren Zweck: maximale Effizienz auf der Rennstrecke.
Aktive Aerodynamik beim Porsche 992 GT3 RS: Der Heckflügel verstellt sich je nach Fahrsytuation.
Fahrwerk mit Highspeed-Feinschliff
Auch das Fahrwerk wurde im Detail an die extremen Anforderungen angepasst. Tropfenförmige Querlenker an der Vorderachse – sogenannte Aerolenker – reduzieren den Luftwiderstand und generieren zusätzlichen Abtrieb. Der Spurweite legt im Vergleich zum 911 GT3 um 29 Millimeter zu. Anpassungen an Vorder- und Hinterachse verringern zudem das Nicken beim Bremsen.
Über vier Drehregler am Lenkrad lassen sich im „Track“-Modus sämtliche Fahrwerkparameter – von Dämpfung bis Sperrdifferenzial – direkt einstellen. Auch das DRS kann von hier aus aktiviert werden. Das digitale Kombiinstrument zeigt alle Änderungen übersichtlich an, während der Track-Screen alle unwichtigen Anzeigen ausblendet – ein klarer Fokus auf das Wesentliche.
Am Lenkrad des Porsche 992 GT3 RS lassen sich Druck- und Zugstufen der Dämpfer und die Quersperre einstellen.
Hochdrehzahl-Saugmotor mit Motorsport-DNA
Der 4,0-Liter-Sechszylinder-Boxer ist ein Feuerwerk für Drehzahl-Fans. 525 PS bei freier Ansaugung, Einzeldrosselklappen und starrer Ventiltrieb – die Nähe zum Rennmotor ist nicht zu überhören. Die Kraftübertragung übernimmt ein 7-Gang-PDK mit verkürzter Übersetzung. In 3,2 Sekunden geht es auf 100 km/h, die Spitze liegt bei 296 km/h.
Die Bremsanlage wurde ebenso optimiert: An der Vorderachse kommen größere Bremsscheiben und Kolben zum Einsatz. Wer es noch kompromissloser will, kann die Keramikbremse (PCCB) bestellen. Die Felgen mit Zentralverschluss sind serienmäßig mit sportlichen Straßenreifen bestückt: 275er vorn, 335er hinten.
Der 992 GT3 RS bietet mehr Downforce als jeder andere Straßen-Porsche: 860 Kilogramm bei 285 km/h.
Leichtbau konsequent umgesetzt
Trotz massiver Aerokomponenten und breiterer Spur bleibt das Leergewicht bei 1.450 Kilogramm – dank intensiver Verwendung von kohlefaserverstärktem Kunststoff (CfK). Türen, Kotflügel, Dach und Fronthaube bestehen aus dem leichten Material, ebenso wie viele Bauteile im Interieur. Die Vollschalensitze aus CfK sind serienmäßig an Bord.
Stadard im 992 GT3 RS: Schalensitze aus Carbon.
Weissach Paket
Bereits serienmäßig erhältlich ist das Clubsport-Paket mit Überrollbügel, Sechspunktgurt und Feuerlöscher. Noch weiter geht das Weissach-Paket: Sichtcarbon an Dach, Spiegeln, Frontdeckel und Flügel, CFK-Stabilisatoren und Schaltpaddles mit Magnetmechanik sorgen für ein Maximum an Rennstrecken-Performance – und sparen zusätzlich Gewicht. Wer mag, kann das Paket mit Magnesium-Schmiederädern abrunden, die das Gesamtgewicht um weitere acht Kilogramm reduzieren.
Das Weissach Paket erkennt man beim 992 GT3 RS an Fronthaube und Dach aus Sichtcarbon.
Technische Highlights im Überblick
Motor: 4,0 Liter 6-Zylinder-Boxer-Sauger
Leistung: 525 PS
0–100 km/h: 3,2 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 296 km/h
Leergewicht: ca. 1.450 kg
Abtrieb bei 285 km/h: über 860 kg
Preis (Basis): 248.157 Euro
Das Manthey-Kit
Seit März 2025 ist das Manthey-Kit er hältlich: Es optimiert den Straßenrennwagen 911 GT3 RS (Typ 992) weiter für die Rundstrecke. In Zusammenarbeit mit Porsche wird vor allem die Aerodynamik so verbessert, dass höhere Kurvengeschwindigkeiten möglich sind. Dabei ersetzt eine CfK-Abdeckung mit Finne die hintere Scheibe und es gibt Aerodiscs für die Räder.
Das Manthey-Kit soll den 992 GT3 RS auf dem Rundkurs noch schneller machen.
Was den 992 vom Vorgänger unterscheidet
Der größte Unterschied zum 991.2 liegt in der Aerodynamik: Statt mehr Leistung setzt der neue RS auf maximalen Anpressdruck – bis zu 860 Kilogramm bei 285 km/h. Möglich macht das ein aktives Aero-Paket mit großem Frontsplitter, Unterbodenverkleidung und DRS im Heckflügel. Auch das Fahrwerk ist rennsportnah: Die Dämpfer lassen sich unabhängig in Zug- und Druckstufe verstellen, die Radsturzwerte vorne betragen serienmäßig -5,5 Grad.
Komfortmerkmale? Fehlanzeige. Keine Rücksitze, kaum Dämmung – der RS 992 ist ein kompromissloses Werkzeug für die Rennstrecke.
Besonderer GT3 RS: Tribute to Jo Siffert
Mit einem einzigartigen 992 GT3 RS würdige Porsche den Achweizer Rennfahrer Jo Siffert und den ersten siegreichen 917, mit dem er 1969 das 1000-km-Rennen von Zeltweg gewann.
Hier gibt es alle Iformationen zu dem stark individualisierten Wagen.
Der Porsche 911 GT3 RS Tribute to Jo Siffert erschien zu Ehren des großen Schweizer Rennfahrers.
GT3-RS-Motor: 992 S/T
Der Porsche 911 S/T kam 2023 auf den Markt und ist eine Fahrmaschine für Puristen. Das auf 1.963 Exemplare limitierte Modell setzt auf den frei saugenden GT3-RS-Motor, Handschaltung und Leichtbau. Optisch kombiniert er die GT3-Front mit der seitlich eingezogenen Flanke des GT3 RS, ein GT3-Touring-ähnliches Heck und das Doppelkuppeldach. Dazu gibt es beim Heritage-Paket eine klassische Startnummer.
Mit dem Porsche 911 S/T kann man den GT3-RS-Motor ohne Flügel und als Handschalter fahren.
Vom Carrera RS bis zum 991.2 – die Geschichte des RS
Erster RS: 911 Carrera RS 2.7
Der Namenzusatz RS steht für Rennsport und tauchte bei Porsche vor über 50 Jahren das erste Mal auf: Der legendäre Porsche 911 Carrera RS 2.7 war 1972 der erste Straßenwagen mit Bug- und Heckspoiler. Der anfangs als „Entenbürzel“ verspottete Anbau machte ihn zum schnellsten Sportwagen seiner Zeit. Denn die Form wurde im Windkanal getestet und erwies sich als am besten geeignet, um den Auftrieb des 911 zu reduzieren. 500 Exemplare hätte Porsche verkaufen müssen, um den Rennwagen zu homologieren. Daran glaubte anfangs nicht einmal der Vertrieb der Marke. Der Erfolg stellte sich jedoch schnell ein: Schon nach einem Monat waren die 500 Exemplare verkauft, und Porsche baute am Ende sogar 1.580 Carrera RS.
Hier gehen wir auf die Entstehungsgeschichte des Carrera RS 2.7 und seinen Spoiler ein.
Erster RS: Porsche 911 Carrera RS 2.7 von 1972.
964 Carrera RS
Mit dem 964 RS brachte Porsche 1991 einen straßenzugelassenen Leichtbau-Elfer auf den Markt, der sich kompromisslos an ambitionierte Fahrer richtete. Das Rezept: weniger Komfort, mehr Gefühl. Dämmmaterial, Rücksitze, Klima und Servolenkung flogen raus, stattdessen kamen dünneres Glas, Schalensitze und ein straff abgestimmtes Fahrwerk zum Einsatz. Der 3,6-Liter-Boxer leistete 260 PS – nicht rekordverdächtig, aber in Kombination mit dem um 120 Kilogramm reduzierten Leergewicht reichte das für ein intensives Fahrerlebnis, das heute noch als Referenz für puristischen Fahrspaß gilt.
Dezent: Porsche 911 Carrera RS 964.
993 Carrera RS
Der 993 RS, gebaut ab 1995, markierte das Finale der luftgekühlten RS-Modelle – und zählt heute zu den begehrtesten. 300 PS aus einem drehfreudigen 3,8-Liter-Motor, in Kombination mit einer straffen Fahrwerksabstimmung, größeren Bremsen und einem ausladenden Heckflügel machten ihn zum ernstzunehmenden Track-Tool. Auch hier wurde auf Gewicht geachtet: Weniger Dämmung, leichte Türtafeln, Sportsitze und der Verzicht auf unnötigen Komfort brachten das Trockengewicht unter 1.300 Kilogramm. Die Clubsport-Variante mit Überrollbügel und Feuerlöscher richtete sich direkt an Hobby-Rennfahrer – ein Konzept, das bis heute Bestand hat.
Der 993 Carrera RS besaß einen auffälligen Heckflügel.
Porsche 911 GT3 RS (996)
Der erste GT3 RS erschien 2003 auf Basis des 996. Mit 381 PS, einem knalligen Design in Weiß mit roten oder blauen Akzenten und Magnesiumfelgen setzte er sofort Maßstäbe – und war mit nur 682 gebauten Exemplaren extrem exklusiv.
Der erste GT3 RS war der 996 von 2003.
Porsche 911 GT3 RS (997)
Die 997-Generation brachte gleich zwei RS-Modelle: den 997.1 mit 415 PS und den 997.2 mit 450 PS. Krönung war der GT3 RS 4.0 im Jahr 2011: 500 PS, 600 Stück – und heute ein gesuchter Klassiker.
Der gesuchte Porsche 997 GT3 RS 4.0.
Porsche 911 GT3 RS (991)
Der Sprung zur 991-Generation brachte mehr Breite, Hinterachslenkung und eine nochmals verschärfte Optik. Die Leistung stieg auf 500 (991.1) bzw. 520 PS (991.2). Alltag? Spielt keine Rolle mehr.
Hinterachslenkung und 520 PS: Porsche 911 GT3 RS (991.2).
GT3 RS Generationen im Überblick
996 RS: 2003–2004, 381 PS, Magnesiumräder, 6-Gang manuell, 682 Stück
997.1 RS: 2006–2007, 415 PS, schärfer als GT3, limitiert, 1.200 Stück
997.2 RS: 2009–2011, 450 PS / 500 PS, (4.0)Sammler-Liebling, 1.500+600 Stück
991.1 RS: 2015–2017, 500 PS, Hinterachslenkung, PDK, rund 4.000 Stück
991.2 RS: 2018–2019, 520 PS, Motorsport-Optik, rund 4.500 Stück
992 RS: 2022–?, 525 PS, DRS, Rennfahrwerk, extrem, Stückzahl noch offen
Alle Generationen des 911 GT3 RS.
Für wen ist der GT3 RS gemacht?
Der GT3 RS richtet sich nicht an Alltagsfahrer – sondern an Enthusiasten, Sammler und Trackday-Könige. Wer hier einsteigt, will mehr als schnelle Runden: Er will maximale Rückmeldung, kompromisslose Technik – und ein Stück Porsche-Rennsportgeschichte für die Garage.
Trotzdem bleibt der 911 RS ein gefragtes Gut: Die Wartezeiten sind lang, die Preise stabil. Wer einen ergattert, darf sich auf Wertbeständigkeit freuen.
Fazit: Der GT3 RS bleibt eine Klasse für sich
Mit dem GT3 RS (992) ist Porsche ein technisches Statement gelungen: weniger Show, mehr Substanz. Kein Turbo, kein Allrad, kein Luxus – dafür DRS, CFK und Fahrwerkseinstellung wie im Kundensport. Der neue RS ist keine Evolution – er ist Hightech-Rennsport mit Straßenzulassung.
Der neueste und der erste RS: 992 GT3 RS und 911 Carrera RS 2.7.
FAQ – Häufige Fragen zum GT3 RS
Was kostet der GT3 RS 992?
Ab rund 250.000 Euro – mit Extras meist über 280.000 Euro. Gehandelt wird er zur Zeit ab 300.000 Euro.
Gibt es den GT3 RS mit Schaltgetriebe?
Nein. Seit dem 991 RS ist nur das 7-Gang-PDK verfügbar.
Welche GT3 RS-Modelle sind am seltensten?
Der 996 RS (682 Stück) und der 997 RS 4.0 (600 Stück) gelten als besonders sammelwürdig.
Wie gefällt euch der GT3 RS? Schreibt es gerne in die Kommentare.
Porsche hat mit dem neuen 911 GT3 einen neuen Rekord auf der Nürburgring Nordschleife aufgestellt: In 6:56,294 Minuten absolvierte der mit einem manuellen Sechsgang-Schaltgetriebe ausgestattete Sportwagen die 20,832 Kilometer lange Strecke – schneller als jedes andere Serienfahrzeug mit Handschaltung zuvor.